zitatesammlung

Prof. Dr. h. c.

Lothar de Maizière

Ich betrachte es für mich als Ehre, zu den Freunden von Peter-Michael Diestel zu gehören.

Juni 2010, Prof. Dr. h. c. Lothar de Maizière, Rechtsanwalt, Ministerpräsident der DDR in der Zeit der Wiedervereinigung
Horst Hussel

Prof. Dr. h. c. Egon Bahr

Den Innenminister kannte ich nicht einmal dem Namen nach, als ich dem ersten und letzten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten der DDR zu seiner Regierungserklärung schrieb, ich könne jedes Wort unterschreiben, was nicht einmal für die Regierungserklärungen der Bundeskanzler galt, mit denen ich gearbeitet hatte. Während ich in Strausberg mithelfen sollte, die NVA aus dem Verband des Warschauer Paktes zu lösen, ohne dass die Sowjetunion es übelnahm, habe ich meinen Freunden in Bonn den Eindruck vermittelt, auf Diestel, dem ich noch immer nicht persönlich begegnet war, müsse man aufpassen. Er sei ein potenziell gefährlicher Mann, weil er erfolgreich dabei sei, die Riesenapparate der inneren Sicherheit mit ihren bewaffneten und informellen Mitarbeitern zu integrieren, also politisch für die CDU in Ostdeutschland zu gewinnen. Das war durchaus vergleichbar dem Bestreben von Willy Brandt. Der wollte, dass jedes Mitglied der SED, das nicht kriminell geworden war und unser Programm bejahte 'erhobenen Hauptes' Mitglied der SPD werden konnte. Die Vorstellung nationaler Versöhnung - die Bezeichnung der inneren Einheit war noch gar nicht erfunden - wurde weder von der SPD noch der CDU verwirklicht, sondern PDS und die Linke wurden Faktoren, ohne die diese Aufgabe, die noch immer steht, nicht zu lösen ist.

Prof. Dr. h. c. Egon Bahr
Horst Hussel

Wolfgang Kohlhaase

Der Karikaturist Willy Moese kannte den neuen Innenminister, und ich wollte ihn kennenlernen. Ich dachte über einen Film nach, der von den Terroristen handelte, die verborgen in der DDR gelebt hatten und die nun, durch bundesdeutsche Behörden gesucht, von der späten Volkspolizei verhaftet worden waren. Es stand in allen Zeitungen. Peter-Michael Diestel hatte nach dem Frühstück und vor der Fahrt ins Büro formlos eine halbe Stunde übrig. Er sagte mir, was er wusste, und ich leistete mir den Gedanken, dass er mir vielleicht nur sagte, was ich wissen sollte. Er musste ja wohl kraft seines Amtes auch an die kinoträchtige Welt der Geheimdienste geraten sein. Einer von denen löste sich gerade auf, so überstürzt wie zögerlich. Der Topf, in dem vieles kochte, brauchte einen Verwalter des Deckels, dachte ich.
Es war die Zeit, in der mit dem Umsturz der Verhältnisse die Gesichter getauscht wurden. Ein Pfarrer wurde Außenminister, ein anderer befehligte das Militär. Diestel war ein unverbrauchter Mann von beträchtlich athletischer Erscheinung, das sah ich, und mehr war nicht zu sehen. Erst als wir uns viel später trafen, wieder mit Hilfe unseres gemeinsamen Freundes Willy, hörte ich von seiner ostdeutschen Vergangenheit: Abitur und Rinderzucht, Schwimmlehrer und Bademeister, und schließlich Dr. jur. mittels einer Dissertation zu den Rechtsfragen landwirtschaftlicher Genossenschaften. Das war eher bunt als geradlinig.
Inzwischen sind die neuen Gesichter gealtert. Nicht alle Pfarrer sind wieder Pfarrer geworden, aber fast alle Rechtsanwälte sind wieder Rechtsanwälte, denn das Eigentum braucht eine Menge davon. Der kurzfristige Innenminister ist ein erfolgreicher und lebensfroher Teilnehmer der Geschäftslagen. Pferde verschönern seine Koppel. Hirsch, Reh und Schwein fallen unter seinem Schuss. Er ist gastfreundlich und bringt in schöner Landschaft auf dem halben Weg von Berlin nach Hamburg gern Leute verschiedener Herkunft zusammen, die sich sonst kaum treffen würden, zum Essen, zum politischen Gespräch und zum Erzählen von Geschichten. Die meisten Geschichten haben Vorgeschichten. Man kann den Eindruck haben, dass Diestel gern von sich reden macht. Vielleicht aber geht es ihm im Hinblick auf die Geschichte in Deutschland um etwas Stilleres, das sich nicht von selbst versteht, um mittlere Gerechtigkeit. Wir spielen manchmal Skat. Er verliert nicht gern, doch er hält es aus. Außerdem: Er ist ein hilfsbereiter Mensch.

Juni 2010, Wolfgang Kohlhaase, Drehbuchautor, Regisseur und Schriftsteller

Dr. Gregor Gysi

Peter-Michael Diestel ist nicht nur ein ewiger Optimist, sondern strahlt eine ungeheure Menge an Lebenslust aus. Das hat was Ansteckendes, und schon deshalb besuchen ihn gern viele Leute. Außerdem lebt er gerne gut. Peter-Michael Diestel ist darüber hinaus ehrlich und steht zu seinen Auffassungen, so dass er zur Politik von vornherein nicht wirklich passte. Es ist ihm auch egal, ob er sich mit seiner Partei, mit mir oder einem anderen anlegt. Er wird niemals seine Überzeugung aus opportunistischen Gründen aufgeben. Das alles würde ihn aber nicht so hervorheben, wie er es verdient, hervorgehoben zu werden. Das Besondere besteht bei ihm darin, dass er sich regelmäßig für jene einsetzt, denen es am schwersten fällt, ihr Leben in der Gesellschaft anerkannt und organisiert zu bekommen. Er weiß, dass er sich für diejenigen, die mächtig sind, nicht zu engagieren braucht. Insofern ist es kein Zufall, dass er einerseits zu DDR-Zeiten keine Kontakte zur Staatssicherheit hatte, denn sie war mächtig, und sich andererseits heute für ehemalige hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeit der Staatssicherheit der DDR einsetzt, weil sie nun ohnmächtig sind. Nimmt man all das zusammen, kommt einfach heraus, dass man Respekt für Peter-Michael Diestel entwickelt, ihn mag und gar nicht lange überlegen muss, weshalb eigentlich.

3. Juni 2010, Dr. Gregor Gysi, Mitglied des Deutschen Bundestages, Vorsitzender der Bundestagsfraktion DIE LINKE
Horst Hussel

Udo Beyer

Ich habe Peter-Michael Diestel 1990 bei einer Talkshow kennengelernt. Ein total sympathischer Typ, der nicht nur klug ist und kulturell hochgebildet, sondern der auch mächtig zupacken kann.
Für einen, der nur privat im Muckistudio trainiert, hat Diestel beachtliche Kraft. Er hat es mir im Armdrücken wirklich nie leichtgemacht. Seither verbindet uns eine gute Freundschaft. Vor allem auch deshalb, weil ich Menschen mag, die nicht abgehoben durchs Leben gehen und ihre Haltungen und Überzeugungen nicht hinter Beliebigkeit und Phrasen verstecken. Der Diestel ist einer, der sagt deutlich, was er denkt, und wenn andere dann über ihn herfallen, dann fällt er nicht um, sondern bleibt sich und seinen Freunden treu. Für manchen in Not ist Diestel ein Fels in der Brandung.

Mai 2010, Udo Beyer, Olympiasieger im Kugelstoßen und jahrelang Kapitän der DDR-Leichtathletik-Nationalmannschaft
Horst Hussel

Manfred Stolpe

Peter-Michael Diestel ist eine wichtige und interessante Persönlichkeit im Übergang von der DDR zur Deutschen Einheit. Er stand mutig vorn an bei den Massenprotesten im Leipziger Herbst 1989. Aber Demonstrationen gegen die Diktatur reichten ihm nicht. Diestel wollte konkret und schnell Gerechtigkeit, Freiheit und Rechtssicherheit durchsetzen. Er sammelte Gleichgesinnte, knüpfte Verbindungen und verstand, dass es nötig war, Meinungen in Parteien zu organisieren.
Peter-Michael Diestel wollte die Deutsche Einheit zügig und auf Augenhöhe erreichen. Diestel reichte es nicht, dass von der DDR nur das Ampelmännchen und der Grüne Pfeil übrig bleiben sollten. Er wusste um die Vorzüge der Kinderbetreuung, die Achtung der Rolle der Frauen, die Stärken des Gesundheits- und Sozialwesens und die hohe Bedeutung von Arbeitsplätzen. Die Leistungen der Menschen unter den schwierigen Bedingungen der DDR sollten anerkannt werden. Alle Gutwilligen sollten eine Chance im wiedervereinten Deutschland erhalten. Nicht Rachefeldzüge gegen frühere Funktionäre, sondern Integration sollte das Ziel sein. In den letzten DDR-Monaten hat Diestel hohe politische Verantwortung wahrgenommen und einen großen Anteil daran, dass die Modalitäten der Deutschen Einheit erträglich gestaltet wurden.
In Brandenburg hat Peter-Michael Diestel als CDU-Vorsitzender Sacharbeit vor Parteienstreit gestellt und eine Konsensdemokratie praktiziert, die maßgeblich eine breite, konstruktive politische Arbeit in den ersten Aufbaujahren ermöglichte. Als sich der westliche Politikstil der Konfrontation durchsetzte, zog er sich aus der aktiven Politik zurück.
Der Kampf um Gerechtigkeit bleibt auch dem Anwalt Diestel wichtig, und heute wie damals kann er seine Anliegen sehr öffentlichkeitswirksam darstellen. Peter-Michael Diestel ist noch für viele Überraschungen gut. Es lohnt, auf ihn zu achten.

Juni 2010, Manfred Stolpe, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Brandenburg

Dr. Roland Wötzel

Peter-Michael Diestel: Einer, der gekonnt gegen den Strich bürsten kann, ideenvoll und faktenreich. Was er als richtig erkannt hat, vertritt er nachdrücklich - auch gegen eine Übermacht.
Solche Typen mag ich, besonders wenn sie - wie er - Kunst lieben, joggen, reiten, Gewicht heben, Politik und Wirtschaft durchschauen, die Leistungen der Vordenker in der Vergangenheit achten und ihre Erdentage nicht als Asket durchwandern.
Mich lässt der Gedanke nicht los: Es ist ein Glück für uns Linke, dass seine Partei ihm oft nicht zuhört und ihn deshalb nicht versteht.

Juni 2010, Dr. Roland Wötzel, Rechtsanwalt in Leipzig, einst Mitinitiator des Leipziger Aufrufs zur Friedlichen Revolution 1989
Horst Hussel

Matthias Platzeck

Keine Frage - Peter-Michael Diestel ist eine schillernde Persönlichkeit, 'umtriebig' wohl eine zutreffende Charakterisierung. Was er anpackt - ob als letzter Innenminister der DDR, als Volkskammerabgeordneter, als Oppositionsführer im Brandenburger Landtag bis 1994 oder als Präsident mehrerer Sportvereine -, macht er kraftvoll. Halben Einsatz gibt’s bei ihm nicht.
Diestel ist Kraftsportler, auch in seinem Beruf als Anwalt. Voller Selbstbewusstsein, auch im Hinblick auf die eigene Lebensleistung, macht er Mut. Und das Ganze ist bei ihm verbunden mit einer großen Portion Lebensfreude. Ich verrate sicher nicht zu viel: Peter-Michael Diestel versteht viel von schönen Frauen und ebensolchen Grundstücken, schätzt gutes Essen und guten Wein. Das ist kein Widerspruch; es ist die PMD-Synthese.

Juni 2010, Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg
Horst Hussel

Karl Inhofer

Welch eine Zeit: fünf Monate und drei Tage zwischen Ost und West, zwischen Traum und Wirklichkeit, auf Wegen und Irrwegen, eine emotionale Achterbahn sondergleichen, bisweilen auch eine Fahrt mit der Geisterbahn. Und mittendrin dieser athletisch-wache, meist fröhliche und mit seiner Karriere als Melker kokettierende Innenminister, der mit seiner frischen, unkonventionellen Art und dem Charme eines 'wilden Kindes' (Die Zeit, 3. April 1992) beeindrucken konnte und den man im nächsten Augenblick sonst wohin wünschen mochte, der auch ausgebuffte Journalisten mit seiner Schlagfertigkeit verblüffte, der (erfolgreich) nach 'Pilzen' und (weniger erfolgreich) nach dem Bernsteinzimmer suchte, der sich viel lieber von der Anmut eines vorüberschwebenden weiblichen Wesens beeindrucken ließ als von den gutmeinenden Argumenten eines bayerischen Beraters, der mich oft genug zur Verzweiflung und mitunter auch zum Zweifeln brachte, der aber konsequent seinen eigenen Weg in die deutsche Einheit ging: Peter-Michael Diestel eben.

Karl Inhofer, Regierungspräsident von Mittelfranken a. D. Vom 1. Mai bis zum 3. Oktober 1990 Berater im Ministerium des Innern der DDR.
Horst Hussel

Dr. Alexander Schalck-Golodkowski

Ich habe Peter-Michael Diestel in den Wirren der Wendezeit kennengelernt. Ich schätze ihn als einen Mann, der ohne politische Verhärtung dafür gesorgt hat, dass es in einem hochsensiblen Spannungsfeld wie dem der deutsch-deutschen Geheimdienste zu Entspannung kam.
Peter-Michael Diestel hat mir in seiner Funktion als letzter Innenminister nie feindlich und boshaft gegenübergestanden, er hat sich als verlässlicher Mann gezeigt, der, soweit es in seiner Macht stand, mit dafür gesorgt hat, dass Menschen integriert und nicht ausgegrenzt werden. Das rechne ich ihm hoch an, und deshalb zähle ich ihn zu meinen Freunden.

Juni 2010, Dr. Alexander Schalck-Golodkowski